Ausstellungen

Plastiken und Kupferstiche in Erfurt im Frühjahr 2015

Plastiken von Theo Balden und Kupferstiche von Johannes Wüsten zeigt das Erfurter Bilderhaus Krämerbrücke vom 14. März bis 16. Mai 2015. Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags von 11 bis 18 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Johannes Wüsten und Theo Balden begegneten sich Mitte der 1930er Jahre in Prag. Sie verband ihre Opposition zum deutschen Nationalsozialismus und beide fanden eine geistige Heimat in den Kreisen der emigrierten Künstler. Obwohl sie biografisch nur ein knappes Jahrzehnt trennt, stehen sie an unterschiedlichen Punkten ihres künstlerischen Schaffens. Für Johannes Wüsten, der bereits über ein umfangreiches Oeuvre verfügt, sind die Prager Jahre produktiv. Theo Balden, der noch am Beginn seines Weges als Bildhauer steht, findet kaum zu künstlerischer Betätigung.

Nach der Annexion des Sudetenlandes im September 1938 verstärken sich die Vorahnungen eines von Deutschland ausgehenden Krieges. Die Emigranten fliehen erneut, Werke und Dokumente bleiben oft zurück. Theo Balden gelangt 1939 mit einem der letzten Flüge, die Prag mit Flüchtlingen verlassen, nach London.Trotz Not vermag er sich in England auf die bildnerische Arbeit zu konzentrieren und das Fundament eines Schaffens zu legen, das sich in vielfältigen Wandlungen bis zu einem großartigen Spätwerk entwickeln wird.

Für Johannes Wüsten beginnt erst nach der erneuten Flucht, diesmal nach Frankreich, das Leiden unter Fremdsein, Isolation, materieller Not. Nach wiederholtem Ausbruch aus französischer Internierung, nach Verhaftung durch die Gestapo und späterer Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat stirbt Johannes Wüsten 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Johannes Wüsten hatte Mitte der 1920er Jahre auf der Suche nach einem Ausdrucksmittel, welches seinen künstlerischen Intentionen entsprach, zum Kupferstich gefunden. Dessen Präzision verband sich ideal mit der veristischen Weltwahrnehmung des Künstlers. Mit formaler Meisterschaft und intellektuellem Spürsinn schuf er Blätter, in denen gesteigerte figurative Präsenz und lineare Strenge bestimmend werden. Er widersprach damit einem ekstatischen Illusionismus, den er in der Kunst seiner Zeit registrierte. Seine Suche nach Wahrheit ohne pathetische Überhöhung und nach geistiger Klarheit ohne Verklärung führte zu Gestaltungen zeitkritischer Themen. Sie richteten sich gegen das machtvoll werdende faschistische Unrecht, dessen Wurzel er in biederer Heuchelei und Dummheit sah.