Dorothea Wüsten




Im Jahrbuch der Görlitzer Künstlerschaft von 1925 stellte sich die damals 32jährige Dorothea Köppen mit folgenden Versen vor:

1916
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den läßt er früh nach München reisen,
wenn er das Bildermalen schätzt.
So malte ich dortselben viel
recht ohne eigentliches Ziel
von Kunst und Leben stark ergötzt.

1918
Ernst ist das Leben und die Kunst,
den Brotkorb gab`s nicht mehr umsunst.
Ich war bei Wendel, der mich lehrte,
was meine Fertigkeit vermehrte.
Bei Spiro malte ich exakt
viel Akt.

1919
In Düsseldorf ward ich geschunden
und machte viele Überstunden,
kam dann zum Schluß für zwei Semester
zu Heinrich Nauen, der als bester
der Lehrer, die mir dort bekannt,
die Malerei als Kunst verstand.

1923
Der Sprung von Düsseldorf nach Osten
tat reichlich Überwindung kosten.
Die Gründe stehn im Lexikon
bei: Folgen der Inflation.
Hab` jetzt in Görlitz eine Bleibe,
wo ich die Töpferkunst betreibe,
die Plastik und die Malerei.
Manchmal verdien` ich was dabei.

Die „Bleibe in Görlitz“, wo sie 1926 Johannes Wüsten heiratet, sollte nicht von Dauer sein. Prag und London werden ihre Städte des Weiter- und Überlebens, bevor sie 1946 nach Deutschland zurückkehrt.